Der erste Bau um 800

Beim Neubau der Pfarrkirche 1974 – 1976 wurden eher durch Zufall Überreste  einer karo­lin­­gischen Kirche gefunden. Experten beziffern die Funde auf die Zeit um 800 n. Chr. Wenn auch die Forschungsarbeiten nicht abgeschlossen werden konnten, hat man durch Vergleiche anderer, ähnlicher Grundrisse und durch die Wahl des Kirchenpatrons St. Martin doch eine ziemlich genaue zeitliche Festlegung treffen können.

Die Steinkirche wurde auf einem Hügel errichtet und nach Westen, Süden und Osten hin mit einem zweifachen Mauerring umgeben, auch als Schutz für die Bewohner und zugleich Platz für das Begräbnis verstorbener Bewohner.

An die Ostseite wurde 1758 die Sakristei ange­baut, unter dem gotischen Fens­ter ein Durch­gang zur Kirche  geschaffen.

Die Sakristei war bis dahin auf der Nordseite in der Ecke des Tur­mes

 Bild 1

Die Ausmaße der Kirche betrugen ca. 10,50 m in der Länge und 6,2 m in der Breite, der Durchmesser der Apsis betrug ca. 2,40 m (in der Zeichnung schwarz gezeichnet). Reinhard Dähne in „Vierzehn  Heilige und zwölf Apostel – Kunst in Kirchen und Klöstern , 1996“ ver­gleicht den Grundriss der ersten Gebenbacher Kirche mit dem des romanischen Kirchleins von Niederärndt.

 

 Bilder 2 und 3: Albert Rösch

„Die Simultankirche St. Josef ist im Kern ein romanischer Bau. Rundbogen mit profilierten Kämpfern, 12. Jahrhundert, Doppelempore aus der Renaissance, reich bemalte barocke Kanzel.“

 

Bild 4

Neben dem Grundriss der ersten Kirche (oben) legt Dr. Gagel weitere Beweise seiner These vor:

Diese Kirchen stammen alle aus der Zeit, in der auch das erste Martinskirchlein in Gebenbach entstanden ist.

 

Der zweite Kirchenbau  

Schriftliche Aufzeichnungen über dieses Gebenbacher Kirchenhaus liegen nicht vor, eher Zufallshinweise. Da heißt es, dass im Jahr 1409 am Samstag nach Nikolai ein Großbrand die gesamte Ortschaft vernichtete  und die Kirche von 1412 bis 1415 wieder aufgebaut wurde durch den damaligen Ortspfarrer Martin Ott.  Der Turm dürfte (nach Simon Weiß) im Unter­ge­­schoß stehen geblieben sein, er war bis zum Glockenstuhl im romanischen Stil erbaut..

Bei dem Brand 1409 kam der erste namentlich erwähnte Pfarrer von Gebenbach, Otto (der) Lengfelder ums Leben. „Beim großen Dorfbrande am Samstag nach Nikolai, da die Flammen schon den Pfarrhof ergriffen  haben, sucht Pfarrer Lengfelder sein Geld in der Kirche in Si­cher­heit bringen. Doch Rauch und Feuer versperren ihm den Rückweg und elend muss er in der Kirche mit seinen Geld ersticken und verbrennen.“ (Die Aufzeichnungen stammen von Pfarrer Adolarius Wiesent, in Gebenbach von 1544 – 1591).

Der dritte Kirchenbau – ein Wiederaufbau mit Erweiterung

Ein Wiederaufbau also  – kein Neubau. So muss in der Zeit zwischen 800 und 1400 eine neue Kirche mit Turm errichtet worden sein, in der Skizze von Dr. Gagel schraffiert dargestellt. Zugleich erfolgte ein Anbau nach Osten hin. (siehe oben). Damals müssen auch die vier Evangelistensymbole an der Decke entstanden sein, die dann bei der Kirchenrestaurierung 1927 wieder entdeckt wurden.  Die Gewölbeschlusssteine der zwei Kreuzjoche tragen das Haupt Christi und das Lamm Gottes.

Simon Weiß: „St. Martin als Kirchenpatron sagt uns, dass das Gotteshaus als königliche Eigenkirche auf Königs- und Reichsgut gebaut wurde. Sie war die Pfarrkirche des Bezirks. Alle Freien und Unfreien, die auf dem Königsgut saßen, waren bei ihr eingepfarrt. Bei ihr war auch das Begräbnisrecht. Der Pfarrsprengel erfasste das Königsgut, den untersten Ver­wal­tungsbezirk, den Hundertschaftsbezirk. Dazu gehörten auch die umliegenden Ortschaften.“ An dieser wiederaufgebauten Kirche und am Turm traten schnell sehr schwere Schäden auf. So musste um 1611 der vordere Südgiebel abgetragen und die Kirche um 1,80 Meter erhöht. Dadurch wirkte die Kirche nicht mehr so gedrückt. Sechs neue Fenster wurden eingesetzt, die alten verlängert und sorgten für mehr Licht.

Eine dritte Empore (Porthille)   unter der Decke für die Orgel und für die Sänger gab die un­teren beiden für Männer und Burschen frei, der ruinöse Giebel wurde neu auf gemauert und das sehr schadhafte Dach mit dem halbverfaulten Gebälk ganz erneuert. 876 Gulden und 146 Kreuzer mussten aufgebracht werden. Hin­gewiesen wird darauf, dass die drei Porthillen mit gelber Ölfarbe gestrichen wurden.

Keine 20 Jahre später (1625) traten schon wieder Mängel am Kirchendach auf, so dass es beständig Ausbesserungsarbeiten gab, die hier nur stichpunktartig aufgeführt werden sollen:

1657

Dachreparatur wegen Hagelschadens

1685

Neues Pflaster und neuer Taufstein (heute in der Apsis)

1687

Kirchendach mit 2000 Ziegeltaschen eingedeckt

1688

Kirchendach erfordert erneut Reparaturen

1689

Ausbesserung der Kirchenfenster

1690

Neue Kirchentüren, durch „Guttäter“ finanziert

1690

Konsekrierung der Pfarrkirche und zweier Seitenaltäre. Der Kirchweihsonntag wird festgelegt auf den Sonntag nach Bartholomäus ( 24. August)

1694

Weitere Holziegel werden durch  4500 Ziegeltaschen ersetzt.

1701

Neue Dachfenster

1708

Schul- und Kirchengang werden mit „Nietschindeln“ eingedeckt

1710

Der Kirchgang wird gepflastert

1725

Erneute Reparatur am Kirchendach nach starkem Sturm

1753

Besichtigung durch den Landrichter  bringt eine große Mängelliste

1758

Gründliche Renovierung: Erneuerung des gesamten Dachstuhles, die verfaulten Bal­­ken werden erneuert, die obere, dritte Empore wird wieder beseitigt,   die Stiegen zur Empore und zum Dachboden werden in das Innere der Kirche verlegt. Bei der Kirchentüre wir dein neues Vorhäusl errichtet. Der Ölberg neben der Kirche wird entfernt, die Sakristei von der Nordseite verlegt an die Ostseite, der Hochalter wird vorverlegt und dahinter eine Tür zur Sakristei durchgebrochen, der Taufstein wird neben dem Hochaltar in die Mauer eingelassen, ein neuer eichener Glockenstuhl wird errichtet.

 

Anmerkungen:

Der Landrichter schreibt dem Pfarrer, er soll die Pfarrkinder ersuchen, zur Verrichtung der Kalk-, Holz- und Sandfuhren gegen eine Maß Bier und einen Kreuzer für Brot auf die Fuhre zu geben, sofern sie es ihrem heiligen Kirchenpatron Martin nicht gratis tun wollen. Spä­­­­ter weigerten sich manche Pfarrkinder bei der Stuhllösung etwas zu zahlen. Sie sagten: „Ich zahle nichts, ich hab beim Kirchenbau gescharwerkt und durch Fuhren meinen Kirchen­stuhl und Stand abgedient.“

Da die Kosten in Höhe von 3565 Gulden und 44 Kreuzer  nicht alle von der Kirche gedeckt werden konnten, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen:

Die Pfarrkirche Hahnbach musste die 160 Gulden Darlehen für die Frohnbergkirche zurück­zahlen. Darlehen wurden aufgenommen vom Waisenhaus Amberg  (200 Gulden), vom Got­teshaus in Ursulapoppenricht 60 Gulden und von der Kreuzbergkirche 258 Gulden.

1761

Regenwasser in der neuen Sakristei und im Langhaus; der Glockenstuhl wackelt, weil das grüne Holz schwindet

1806

 

Kirchen- und Turmdach sehr schadhaft, auf der Wetterseite hat der Regen den Putz ausgewaschen, im Inneren ist die Decke größtenteils herabgefallen.

1808

Durch einen Hagelsturm werden Kirchenfenster eingeschlagen.

1866

1867

Schäden an Turm und Langhaus werden wegen des Krieges und fehlender Geld­­mittel auf das nächste Jahr verschoben.

1897

Das Presbyterium wird restauriert.

1905

Das Bezirksamt Amberg fordert einen Neubau. Gründe: Dachstuhl und Turm  sind mit Eisenstangen zusammengehalten, letzterer auch mit Stützpfeilern versehen. Für Sonn- und Feiertage ist die Kirche zu klein, die Plätze für Kinder sind zu wenig, für die Feiertagsschüler sind überhaupt keine da, der Aufenthalt die Burschen im Stiegenhaus bereitet viel Verdruss. Es wird der Friedhof um die Kirche aufgelassen und verlegt, erstmals wird über einen Neu- oder Erweiterungsbau gesprochen.

1919

Pfarrer Johann Müllbauer will eine Kirchenrenovierung und Erweiterung. Detailliert beschreibt er, dass die 966 Seelen zählende Pfarrgemeinde einen Kirchenbesuch von 70% aufweise und dass die 350 vorhandenen Plätze nicht ausreichen. Sein Ansinnen wird abgelehnt, im besten Falle ein Erweiterungsbau ins Auge gefasst, aber dann doch abgelehnt mit der Begründung; „Schonung des reizvollen Kircheninneren“.

1927

Bei Restaurierungsarbeiten in der Apsis werden circa 500 Jahre alte Gemälde und Ornamente aufgedeckt. Man datiert auf die Zeit um 1415.  Es handelt sich um zwei Kreuzjoche mit dem Haupt Jesu Christi und dem Lamm Gottes als Schlusssteine. Ein stumpfwinkeliges Dreieck über die gesamte Deckenbreite zeigt den Markuslöwen auf. Ihm gegenüber, hinter dem Aufbau des Hochaltares, befindet sich der Adler des Johannes. Stier und Engel, die Zeichen der Evangelisten Lukas und Matthäus, finden Platz in den spitzwinkeligen Dreiecken rechts und links dazwischen. Alle vier Evangelisten sind auf Christus im Schlussstein ausgerichtet. Hinter dem Hochaltar wurden  Über­reste von Fresken mit den Erzdiakonen Stephanus und Laurentius gefunden.

1929

Bei dem furchtbaren Hagelwetter am 4. Juli 1929 erleidet die Pfarrkirche einen Schaden in Höhe von 4000 Reichsmark

 

Der vierte Kirchenbau in der Geschichte Gebenbachs

1974

Abriss der alten Kirche bis auf die Apsis; Einsturz des Kirchturmes, Entdeckung einer kleinen Kirche aus der Karolingerzeit um 800.

1976

Einweihung der neuen Pfarrkirche  und des Pfarrsaales, Verlegung der Kirchweih auf den Sonntag vor Pfingsten, dem Weihetag der neuen Kirche.

 

Einweihung einer neuen Orgel, erbaut von der Firme Weise aus Deggendorf.

1990

1987 bis 1996 mussten sämtliche Treppenplatten auf der Westseite und der Südseite durch Granitblöcke ersetzt werden, da sie wegen eindringender Feuchtigkeit unbrauchbar geworden sind.

1994

Das undichte Flachdach auf dem Pfarrsaal wird durch ein geneigtes Kupferdach ersetzt, der Saal kann durch eine Trennwand abgeteilt werden.                                    Der Pfarrsaal beherbergt die Katholische Landjugend, die Blaskapelle St. Martin, die Lea-Gruppe und die Theatergruppe Gebenbach, lange Zeit auch den Landfrauen-Singkreis.

 

Ansicht der Kirche bis 1974 von Osten.  Aufnahme privat

Kirche mit Sakristei, Übergang (Pfarrergangl) über die Rumpelgasse (heute Schulstraße), Teile des alten Schulhauses (links), im Obergeschoss Toiletten und das „Ratzenkammerl“, unten die Hoffläche für die kleine Landwirtschaft des Schulmeisters. Der Anbau an die Kir¬che im Osten, die Sakristei, erfolgte erst im 19. Jahrhundert.

Kirche von Südwesten her. An den alten Befes­ti­gungsmauern (Fried­hof­­s­mauern) das ehema­lige Milch­­­häusl und der Ge­meinde­turm (hinter der Linde verdeckt) und das alte Schul­haus von1886.

Schmied­stall, Kin­dergar­ten, Ju­gend­heim und Milch­sam­mel­stelle. Links daneben der ehemalige Schmidstodl.  

Bild: Privat

Über die Entstehung des Milchhäusls (abgerissen 1974) gibt es keine eindeutigen Angaben.

Im Kataster von 1812 ist es mit seiner Hausnummer der Schmiede zugeordnet, also Eigentum der Gemeinde. Möglich, dass es ur­sprünglich als Diakonshaus zu Beginn der  evangelischen Epoche in Gebenbach gebaut wurde. Der Dia­kon sollte nicht im Pfarrhof wohnen. Dem wi­dersprechen jedoch die Besitzverhältnisse. Möglich auch, dass es mit Einverständnis der Ge­mein­de und des Pfarrers als Schulhaus und Lehrer­wohn­haus (Diakonshaus) Verwendung fand.  Diese Deutung ist nicht ge­sichert.

Es ist eher wahrscheinlich, dass dieses Haus auch zur Dorfschmiede gehörte. Der Dorf­schmied könnte es als Stall benutzt haben, das Gebäude links daneben als Scheune (Schmid­stadel).

In den 30er Jahren war ein Kindergarten (Ernte-Kindergarten)unter­gebracht. Das Haus diente auch der Hitlerju­gend und dem Bund Deutscher Mädchen als Versammlungsstätte.

Nach dem Krieg diente es lange als Milch­sam­melstelle. Abgerissen wurde das Gebäude nach mehreren Umbauten im Jahre 1974 in Rahmen des Neubaues der Pfarrkirche.

 

Altäre und Kanzel

1665

In der Diözesanmatrikel heißt es, dass die Pfarrkirche 3 Altaria violata (entweihte Altäre) hat, von denen der eine dem hl. Martinus, der andere dem hl. Kreuze und der dritte Maria Ver­kündigung geweiht ist.

1666

Die Kirche bekommt einen neuen Predigtstuhl, hergestellt in Hahnbach.

1689

kommen eine neue Kanzel und ein neuer Altar. Die Bildhauerarbeit wird durch Spen­den bezahlt.

1690

Bei der Konsekration der Pfarrkirche am 24. Juli 1690 durch den Regensburger Weih­bischof Albrecht Ernst Grafen von Wartenberg wurden nur zwei Altäre konsekriert:  Der Hochaltar, dem hl. Martinus geweiht, und der rechte Seiten­altar, der hl. Mutter Anna dediziert. Dabei wurden beim Hochaltar in den Altarstein gegeben Reliquien des hl. Bischofs Martin, des hl. Ardninus, Priester zu Arimini, und der hl. römischen Märtyrer Felicissmus, Clarus, Columba und Benignus. In den Mutter-Anna-Altarstein wurden eingeschlossen Reliquien der hl. Mutter Anna und der hl. römischen Frauen und Märtyrer Constantia, Celerina, Placida, Fausta und Beatrix.

Der Mutter-Anna-Altar wurde später dem hl. Joseph geweiht, mit einer Statue dieses Heiligen am Altar und einem Ölgemälde der hl. Anna auf dem Altaraufsatz.

1723

hat die Kirche auch einen Marienaltar, dabei ist alle Bildhauerarbeit mit Gold gefasst, das übrige marmo­riert.

1726

wird der Tabernakel mit gutem Springgold für 35 fl vergoldet.

1728

werden der Hoch- und alte Seitenaltar vom Dechant in Amberg als „verkehrt" befun­den. Nach seiner Anordnung trägt sie Mathias Schreiner, Tischler in Hirschau, ab und baut sie neu auf. Die beiden Altäre werden dabei neu gefasst.

1729

wird der Tabernakel mit gutem Springgold vergoldet.

1730

wird der Hochaltar ver­goldet.                                                                                                                                                Bei der großen Reparatur 1757  bekommt die Kirche eine neue Kanzel. Für 31 neue Kirchenstühle, 2 Chorstühle, 2 Kirchentüren und die Schreinerarbeit an der Kanzel bekommt der Amberger Schreiner Joh. Peter Bacher 235 fl.

Pfarrer Gerbel wendet sich an die Regierung, dass die Kanzel für eine Dorfkirche viel zu kostbar und verschwenderisch sei; die Kanzel in Schlicht koste nur 60 fl und sei ganz schön; die Kirche habe von den Baukosten noch Schulden und andere Bedürfnisse wie Paramente. Die Regierung erwidert ihm, es sei die Kirche „der Zeit sauber und zu jeder­manns Vergnügen dermaßen hergestellt worden und also auch ganz billig ist, dass auch die Innwendige Exquisita mit übereinstimmen und gleich­förmig seye“.

1759

Durch Ablassbrief Papst Klemens XIII. vom 24. September 1759 ist der Hochaltar täglich privilegiert.

1775

erhält der Hochaltar ein neues feiertägiges Antependium, (ein reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff vor oder an den Seiten des Altars. Gebräuchlich sind diese da das alte, ein ledernes, schon 70 Jahre alt, zerrissen und schon lange abge­schafft ist; Kosten 15 fl. Auch ein Nebenaltar bekommt ein solches.

1776

wird die Kanzel für 200 fl neu gefasst.                                                                                               

1788

Der Josephi-Altar ist laut Ablassbrief Pius VI. vom 9. April 1788 in perpetuum (für im­­­­­­­­­­­­mer) pri­vilegiert.

1848

werden die beiden Seitenaltäre, die ziemlich ruinös sind, ab­gebrochen, neu aufgestellt und neu gefasst

1849

werden auch der Hochaltar und die Kanzel repariert.

1874

kommen 3 neue Altäre und eine neue Kanzel.

1875

Bei dem schlechten Zustande der Altäre würde sich eine Neufassung nicht lohnen, es sei eine ganz stilgerechte Neuherstellung derselben sowie der Kanzel zu empfehlen. Die neuen Altäre und Kanzel sind Holzkästen mit gotischen Verzierungen und wert­­los. Die alte Kanzel kommt in die Pfarrkirche Ursulapoppenricht und ist nun dort in der neuen Kirche. An ihr können wir beurteilen, was die Gebenbacher Kirche an Ein­richtungsgegenständen verloren hat. Was mit den alten Altären ge­schehen ist, ist nicht bekannt.                                                                                                                                         

Bei der Kirchenrenovierung 1928 werden auch die drei Altäre, Kanzel, Kom­mu­nionbank und Chorstühle neu instandgesetzt.

 

Die Orgel

1712

schenkt der neue Lehrer Wolfgang Heinrich Schmidtkonz der Gebenbacher Pfarr­kir­­che zum Einstand „ein orglwerkh ohne dess Gottshaus ent­gelt". Diese Orgel macht aber nicht lange Dienst, dann

1724

fertigen Jakob Theodor Pernfeind und Joh. Funtsch, Orgel­macher in Amberg,  eine neue Orgel.

1757

wird die Orgel auf die neue obere Empore gebracht.

1788

liefert Joh. Konrad Funtsch für 400 fl eine neue Orgel mit 8 Registern und nimmt die alte mit 30 fl in Zahlung.

1892

bekommt die Kirche aus der Orgelbauanstalt Ludwig  Edenhofer in Deggendorf eine neue Orgel im Preise von 3200 M. Die alte war in einem derartigen Zustande, dass auch mit einer kostspieligen Reparatur nichts mehr gedient gewesen wäre.

1974

Beim Neubau der Pfarrkirche in Gebenbach wurde die Orgel ausgebaut und in die Mausbergkirche gebracht. Dort ist sie noch heute in Betrieb.

1979

In der neuen Pfarrkirche wird eine neue Orgel (Firma Weise) eingeweiht.

 

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Die Kommunionbank

1775  beantragt Pfarrer Hörmann „ein Neues Communikanten Gatter, das alte dörffte über 200 jähr alt seyn, ist völlig zerbrochen, last sich nicht mehr richten, mag aber 10 oder mehr fl kosten".

Anmerkung: Wenn man 200 Jahre zurückrechnet, kann man den Schluss ziehen, dass das Kirchengebäude (bis 1974)  schon um ca. 1575 vorhanden war.

 

Die Kirchenstühle

1671

Zimmermann Simon Zindtl in Gebenbach bessert die  Kirchenstühle aus.

1685

bringt neue Kirchenstühle und einen Sakristeikasten.

1718

kommen auf die Empore neue Stühle, auch eine Brüstung und eine Treppe.

1757

macht Schreinermeister Peter Bacher in Amberg die beiden Chorstühle im Presby­terium und 31 neue Stühle im Schiff, Tischler­meister Peter Schreiner in Gebenbach die neuen Stühle auf der Empore. Die Plätze in den Stühlen des Schiffes werden neu aus­gelöst (gegen Geld vergeben) und es werden dafür 132 fl 5 kr eingenommen

1777

bringt eine neue Kirchenstuhlordnung. Pfarrer P. Roman Degl macht dazu den Vor­schlag, der 1780 von der Regierung ge­nehmigt wird:

Es sollen die Dorfsgemeinden nicht mehr gemischt, sondern jede beisammen sein. Für jede Hausfamilie soll nicht mehr als 1 Mann-, 1 Weib- und 1 Knechtstand sein. Da aber die Plätze für die Männer im Schiff zu wenig sind, sollen einige, besonders die stärke­ren, in Choro und die Taglöhner auf die „Baar in ersteren Stühl" kommen.

Für lebenslänglichen Genuss eines Mann- und Weiberstandes könn­ten 30, für 1 Knecht auf der unteren „Baar" 20, auf der oberen 10 kr auferlegt werden; die Plätze an der Mauer aber, weil kalt und ungesund und mit schlechter Sicht zum Hochaltar auf 20 bzw. 15 und 10 kr ermäßigt werden. Alle 7 oder 10 Jahre sollen die Stühle mit 3 kr neu ausgelöst und ein neues Stuhlregister ge­fertigt und die Namen an den Stühlen neu angeheftet werden.“

 

Der Kreuzweg

Aus freiwilligen Beträgen wird 1850 an Stelle des alten Kreuz­weges ein neuer angeschafft, Am 25. August 1850 wird derselbe von P. David Preuss, Franziskaner in Amberg, geweiht.

1929 bringen Wohltäter das Geld auf für 14 neue Rahmen, da die alten schon recht schadhaft sind. Die alten Bilder bleiben. Die neuen Kreuze werden gelegentlich der Volksmission von einem Kapu­ziner geweiht.

 

Romanischer Taufstein

1685

1685 sind in der Kirchenrechnung 13 fl 13 kr für neues Pflaster und Taufstein ein­gesetzt.

1737

wird nach der Kirchenrechnung der Taufstein versetzt (s. Plan von 1757).

 

fertigt der Bildhauer Peter Puchner in Nabburg um 2fl einen „Hl. Johannes den Täufer“ auf den Taufstein.

 

Der Taufstein, wie er heute im Presbyterium halb in die Mauer eingelassen ist, ist der Be­stand­­­teil eines romanischen Taufsteins: Ein mit einem Rundbogen geschmücktes Halb­kugelbecken, das auf einem zylindrischen Fuße ruht; das Ganze ist übertüncht.

 

Das hl. Grab

1738 bekommt die Kirche ein neues hl. Grab.

Kooperator Fuchs malt dazu 1913 zwei Soldaten- Wächter, die aber so grimmig aussahen, dass kleine Kinder weinend davonliefen, wie man mir sagte.

 

Das Widdum   Pfarrerwieden

Das Widdum, eigentlich das „Widern" (etwas, das gewidmet ist) ist das Pfarrgut. Bis zur Säkularisation war Eigentümer des Geben­bacher Widdums das Kloster Prüfening einerseits durch die Schen­kung des Bamberger Bischofs Otto, andererseits durch Papst Bonifaz IX, der am 11. Juni 1400 ihm alle Früchte und Erträge der Vikarie zugestanden hat. Der gesamte Grund rechts der Bahnhofstraße hieß bis in das 19.Jahrhundert „Pfarrerwieden“. Er wurde erst im 20. Jahrhundert nach der Eröffnung der Eisenbahn zum Teil bebaut.

Das Dorfzentrum um 1968   Aufnahme unbekannt

         

Die alte Pfarrkirche mit dem ehemaligen Friedhof und einem Leichenhaus im rückwärtigen Bereich, zwischen Kirche und Schulhaus der Schulhof. Im Vordergrund das Milchhäusl,  der ehemalige „Schmidstodl“ und der Gemeindeturm.  Am neu renovierten Pfarrhof wurde der seitliche Anbau aus der Barockzeit um ca. 6 Meter verkürzt. Auf der freien Fläche rechts neben dem Schulhaus stand der Pfarr-Stadel, an dessen Stelle das Rathaus erbaut wurde.

 

Kirchenbau 1974 bis 1976

Über mehrere Jahrhunderte prägte ein barockes Gotteshaus das Dorfbild. In „Kunstdenkmäler des Kgr. Bayern“ 1908 heißt es: „Der Turm bis zur Glockenstube romanisch, Chor und Turmabschluss gotisch, die heutige Zurichtung des Langhauses datiert auf einer Restauration im Jahre 1757.“

Wegen des schlechten baulichen Zustandes entschloss sich die Kirchenstiftung für einen Neubau, unter Beibehaltung der Apsis und des Kirchenturmes. Der Turm stürzte 1974 während der Bauphase ein und beschädigte in hohem Maße die gotische Apsis, die jedoch erhalten werden konnte. Hier erfordern  die 2 Kreuzjoche und die symbolhafte bildliche Darstellung der 4 Evangelisten Aufmerksamkeit, ebenso der gotische Taufstein und ein Grabstein, dessen Herkunft bis heute nicht geklärt ist.

Die gotische Apsis ist in das neue, sechseckig gestaltete Kirchenschiff einbezogen: 350 Sitzplätze, ca. 13 Meter Höhe, 24 m Raumbreite, die Wände aus Stahlbeton, 15 raumhohe Fenster  aus Betonglas. Ein Betonband in den Fenstern  umschlingt stufenförmig den Raum, die in gelb und grün gehaltenen Lichtbahnen unterstützen  das Konzept den Raum einheitlich zu umfassen. Der in Sgraffito-Technik ausgeführte Kreuzweg wiederholt in 15 Stationen das umlaufende Band.

Zur liturgischen Ausstattung gehören ein erhöhter Altarblock, gehauen aus Donau­mu­schelkalk, ein beigestelltes Kreuz und der Ambo. Vor dem einspringenden Turm steht der 2 Meter hohe Tabernakel, darüber an der Turmwand hängt eine vergoldete Metallscheibe. Das Thema, das  Grün und Gelb der Gläser weiter ausführend, ist „Leben und Licht“. Eine Frucht­pflanze, ein Baum (der Tabernakel) überstrahlt von der Sonnenscheibe: Christus, die österliche Sonne. Baum und Sonne bilden eine Senkrechte, die Waagrechte ergibt sich aus der  Anordnung der 12 Apostelleuchter und des Ewigen Lichtes. Links vom Tabernakel steht vor einem der Fenster das runde Taufbecken, das ebenso wie der Altar aus Donaumuschelkalk gehauen ist.

In der Apsis blieb der Martinsaltar aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Die gotische Decke mit den Zeichnungen der 4 Evangelisten wurde nicht zerstört, ebenso nicht der gotische Taufstein.

In eine Seitenwand der Apsis wurde eine Grabplatte aus Stein eingesetzt (siehe an anderer Stelle).

 

Quellen: Simon Weiß, Chronik der Pfarrei Gebenbach, Metten 1958 (vergriffen)
Dr. Ernst Gagel (Zeichnungen) aus „Karolingische Kirche in Gebenbach ausgegraben Sonderdruck aus: Oberpfälzer Heimat Band 19, 1975 
Reinhard Dähne/Günter Moser „Vierzehn Heilige und 12 Apostel“ Buch- und  Kunstverlag Oberpfalz 1996

© Albert Rösch 2014